Die Weltkarte des Matteo Ricci und ihre Bedeutung für Ostasien
Category: Lectures
CIUB-Vorträge
Die Weltkarte des Matteo Ricci und ihre Bedeutung für Ostasien
Prof. Dr. LI Xuetao, Beijing Foreign Studies University
Nach den großen geographischen Entdeckungen begannen viele europäische Länder, ins Ausland zu expandieren sowie dort missionarisch tätig zu werden. Über diesen Weg gelangte auch modernes geographisches Wissen aus dem Westen nach Ostasien. Die erste Weltkarte, die der italienische Missionar Matteo Ricci (1552-1610) während seines Aufenthaltes in China herausgebracht hatte, gilt als die erste Weltkarte in Chinas Neuzeit. Auf dieser Karte wurde China genau in der Mitte der bekannten Welt dargestellt. Die Darstellung wurde auf Grundlage eingehender Recherchen in zahlreichen historischen chinesischen Dokumenten, über Untersuchungen an Ort und Stelle sowie in Zusammenarbeit mit vielen chinesischen Mitarbeitern des Missionars vollendet, weshalb sie nicht bloß als einfache Übertragung westlicher Weltkarten, sondern als neues Ergebnis der Interaktion zwischen dem In- und Ausland betrachtet wird. Dennoch blieb der Einfluss dieser Karte genauso wie der Einfluss der zur gleichen Zeit in China eingeführten neuen geographischen Kenntnisse in intellektuellen Kreisen Chinas gering, da das Verständnis chinesischer Intellektueller der damaligen Zeit noch stark von der traditionellen chinesischen Weltanschauung geprägt war. Einige fürchteten gar, dass diese aus dem Ausland eingeführten neuen Kenntnisse zum Anlass werden könnten, die traditionellen chinesischen Kenntnisse abzulösen. Aus diesem Grund stemmten sich ihnen viele entschlossen entgegen. In Japan dagegen hatte Riccis Karte beträchtlichen Einfluss und prägte nach ihrer Einführung nachhaltig das Verständnis der Japaner über die Welt.
LI Xuetao (geb. 1965), Magister- und Promotionsstudium in den Fächern Sinologie, Religionswissenschaft und Germanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit 2004 stellvertretender Chefredakteur für die Zeitschrift International Sinology; seit 2008 Professor für Sinologie an der Beijing Foreign Studies University. Lehrtätigkeit und Publikationen in den Bereichen Sinologie, Philosophie und chinesischer Buddhismus; zahlreiche Veröffentlichungen.
Sprache |
Deutsch |
Zeit |
24. Juni 2014, 18:30 |
Ort |
Confucius Institute at the University of Basel |
Eintritt |
Frei
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